Haustechnik Günthner im Kurier
Der Nordbayrische Kurier hat unseren Jürgen interviewt. Hier der Artikel dazu.
Neue Ideen gegen Fachkräftemangel
Haustechnikfirmen bieten Mitarbeitern Verzehrgutscheine, Geburtstagsgeld und Zuschüsse für Altersvorsorge
SPEICHERSDORF
Von Peter Engelbrecht
Fachkräftemangel ist in aller Munde. Mit außergewöhnlichen Mitteln gehen die beiden Haustechnikfirmen Günthner und Vogtmann mit
Sitz in Wirbenz bei Speichersdorf gegen diesen vielbeklagten Trend an. Alle Mitarbeiter, auch die Auszubildenden, bekommen freiwillige
Leistungen, um sie an die Firmen zu binden oder neu zu gewinnen.
Jürgen Günthner, der zusammen mit seiner Frau Andrea die beiden Firmen führt, listet die aktuellen Bonusleistungen auf: Jeder Mitarbeiter
bekommt im Monat einen Verzehrgutschein von 44 Euro und ein Geburtstagsgeld von 60 Euro jährlich. Zudem bezahlen die Unternehmen
jedem Beschäftigten die Direktversicherung für eine private Altersvorsorge von 75 Euro im Monat. „Jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit,
auch ein Firmenauto für die private Nutzung zu bekommen“, erläutert Jürgen Günthner. Diese Bonusangebote hätten die positive Wirkung,
die Beschäftigten zu binden.
Die beiden Firmen beschäftigen derzeit zusammen 70 Angestellte. Ausgebildet als Anlagenmechaniker
werden pro Jahr bis zu vier Lehrlin-ge, dieses Jahr waren es nur drei, im Jahr zuvor nur zwei. Der Grund: es
gab keine geeigneten Bewerber. Wegen der Corona-Pandemie fanden keine Ausbildungsmessen und
Vorträge in Schulen zur Nachwuchsgewinnung statt. Aufgrund der aktuell sehr guten Auftragslage,
die wohl noch die nächsten Jahre anhalten wird, wollen die Firmen „in Zukunft noch ein bisschen wach-
sen“, erläutert der 45-jährige Chef, der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechniker ist. Deshalb sollen
zehn neue Monteure eingestellt werden.
Günthner spricht aktuell von einem enormen Fachkräftemangel, der noch deutlich zunehmen werde.
Junge Leute entschieden sich sehr ungern für eine Ausbildung im Handwerk. Das Schulsystem sei
heute so aufgebaut, dass die Elternhäuser für ihren Nachwuchs nach höheren Abschlüssen und Bürojobs
in der Industrie streben. Dabei stelle das Handwerk doch „eine wahnsinnig gute Alternative“ dar. Im Hand-
werk werde heute mit ganz anderer Technik und mit anderen Hilfsmitteln als noch vor 30 Jahren gearbei-
tet. „Bei der Digitalisierung ist das Handwerk komplett dabei.“ Die körperliche Belastung sei längst nicht
mehr so groß. „Früher haben vier Mann eine schwere Kesselanlage in den Keller geschleppt, heute gibt es
elektrische Treppenlifter“, erläutert der Praktiker.
Auch die Bezahlung sei ganz anders. Ein Lehrling im dritten Aus-bildungsjahr verdient in der Firma
rund 1050 Euro brutto im Monat, ein Anlagenmechaniker-Geselle bekommt mindestens 2650 Euro
brutto, rechnet der Chef vor. Der Beruf sei attraktiv, doch dies sei in der Öffentlichkeit zu wenig
bekannt. „Die Kammer und die Bundesregierung müssten uns besser unterstützen und aufzeigen, wie
wichtig das Handwerk für das tägliche Leben ist“, betont er.
Die Haustechnik-Branche hat derzeit sehr gut zu tun. Das liegt einmal an der hohen staatlichen Förderung
der erneuerbaren Energien sowie den Regierungsvorgaben zur Einhaltung der CO2-Ziele, um die
Klimaerwärmung zu bremsen. Auch der aktuelle Bauboom bringt den Haustechnikfirmen viele Aufträge.
Ältere Heizungen sollen gegen neue, effizientere ausgetauscht werden, lauten die Vorgaben. Sie
verbrennen statt Heizöl Pellets oder Biomasse, auch Wärmepumpen liegen im Trend. Der Staat zahlt 30 bis 45
Prozent Zuschuss auf die Gesamtkosten der neuen Heizungsanlage. Das Programm läuft noch bis Ende 2029.
„So lange wird der Boom anhalten“, ist Günthner überzeugt.
Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen, Pelletheizungen – „das ist ein breites Arbeitsspektrum, jeden Tag
gibt es neue Aufgaben“, wirbt Günthner für den Beruf. „Unsere Branche wird auch in Zukunft benötigt“,
ist der Praktiker zuversichtlich.